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    Ginko biloba, Wirkungen des Wunderbaums

    Die Blätter, die als einzige Teile der Pflanze pharmazeutisch genutzt werden, enthalten rund 0,5 bis 1,8 Prozent Flavonoide: es sind dies Flavon- und Flavonolglykoside, acylierte Flavonolglykoside, Biflavonoide, Flavan-3-ole und Proanthocyanidine. Bei den beiden erstgenannten Gruppen treten als Aglykone vor allem Kaempferol, Quercetin und Isorhamnetin auf, in geringerem Ausmaß Apigenin und Luteolin.

    Terpene sind zu 0,03 bis 0,25 Prozent vorhanden, vor allem als Terpenlactone. An Diterpenen sind die Ginkgolide A, B, C, J und M zu nennen. Das Sesquiterpen Bilobalid ist ein Abbauprodukt der Ginkgolide. Weitere Terpene sind Polyprenole und Steroide.

    Des Weiteren kommen langkettige Kohlenwasserstoffe und deren Derivate vor: Alkohole, Aldehyde, Ketone und Säuren.

    Weitere Inhaltsstoffe sind alicyclische Säuren (Shikimisäure, Chinasäure, Ascorbinsäure, Ginkgolsäure und Hydroxyginkgolsäure), Cyclite = cyclische Polyole (Pinit, Sequoyit), sowie Saccharose.

    Verwendung finden Spezialextrakte aus den Ginkgoblättern. Diese sind an den erwünschten Wirkstoffen (Ginkgolide, Terpenlactone) angereichert, an den unerwünschten Stoffen (besonders Ginkgolsäure) abgereichert. Die Kommission E kennzeichnet den Trockenextrakt aus Ginkgoblättern mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis von 35:1 bis 67:1; einem Gehalt von 22 bis 27 % Flavonglykosiden und 5 bis 7 % Terpenlactonen; und unter 5 ppm Ginkgolsäure.

    Die Definition von Ginkgotrockenextrakt (Ginkgo extractum siccum raffinatum et quantificatum) nach dem Europäischen Arzneibuch ist sehr ähnlich. Für die Behandlung von Demenz sind in Deutschland nur derartige Extrakte verkehrsfähig. Die meisten pharmakologischen Untersuchungen wurden mit den Extrakten EGb 761 und LI 1370 durchgeführt.[ Bei Ginkgo-basierten Nahrungsergänzungsmitteln, etwa aus Supermärkten oder aus Drogerien, ist die gewünschte Wirksamkeit unklar, da deren Qualität oft fragwürdig ist und wissenschaftliche Studien fehlen.
    Anwendungsgebiete

    Ginkgospezialextrakte werden nach der ATC-Klassifikation der WHO zu den Antidementiva gezählt. Frühere Monografien der Kommission E (1994) und der European Scientific Cooperative on Phytotherapy (2003) beurteilten die Anwendung von Ginkgospezialextrakten bei folgenden Indikationen als positiv:
    • zur symptomatischen Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen. Wichtigste Symptome sind Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Ohrensausen und Kopfschmerzen. Zielgruppe sind besonders Personen mit primärer degenerativer Demenz, mit vaskulärer Demenz oder Mischformen aus beiden;
    • zur symptomatischen Behandlung von arteriellen Durchblutungsstörungen;
    • bei Schwindel (Vertigo) und Ohrgeräuschen (Tinnitus).

    Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) veröffentlichte 2015 eine Monografie mit folgenden anerkannten Indikationen:[
    • Verbesserung altersbedingter kognitiver Einschränkungen, Verbesserung der Lebensqualität („well-established use“)
    • bei schweren Beinen, kalten Händen und Füßen im Zusammenhang mit leichten Durchblutungsstörungen („traditional use“)
    Der Schwerpunkt liegt heute bei der Behandlung der Demenz. Ginkgo-Arzneimittel können ähnlich wie Acetylcholinesterase-Hemmer beziehungsweise Cholinesterasehemmer, die eine Zunahme der Konzentration von Acetylcholin bewirken, für einen gewissen Zeitraum kognitive Parameter verbessern, also die geistige Leistungsfähigkeit steigern und das Zurechtkommen im Alltag erleichtern. CHE-Hemmer sind von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft als Mittel erster Wahl definiert. In der aktuellsten internationalen Leitlinie der World Federation of Societas of Biological Diseases werden Ginkgo-Arzneimittel als gleichwertig effektiv zu CHE-Hemmern und Memantin und verträglicher beurteilt.

    Eine weitere Indikation sind leichte kognitive Beeinträchtigungen (MCI, mild cognitive impairment), die überwiegend auf normalen Alterungsprozessen beruhen und bei einem Teil der Patienten (10 bis 20 Prozent) zu einer Demenz voranschreiten.

    Insgesamt gibt es über 40 klinische Studien zu Ginkgopräparaten (u. a. die verschreibungspflichtigen Rezirkane, Symfona, Tebokan und das apothekenpflichtige Tebonin), wobei nur wenige die strengen Richtlinien für hochwertige klinische Prüfungen erfüllen. Einige dieser Studien fanden signifikante Vorteile der Ginkgo-Therapie, andere keinen. Eine Metaanalyse von 2010 etwa ergab, dass ein Ginkgo-Arzneimittel zwar wirksamer sei als ein Schein-Medikament, der Effekt jedoch wie bei allen anderen Demenz-Präparaten moderat ausfalle und die klinische Bedeutung dieses Effektes wie generell bei Antidementiva schwer zu bestimmen sei.

    Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen untersuchte 2008 im Rahmen einer Arzneimittelbewertung Studien und Unterlagen zum Präparat EGb 761. Auf Grundlage der sieben bewerteten Studien kam es zu dem Schluss, dass es bei der Behandlung der AlzheIn deutschsprachigen Leitlinien finden sich Empfehlungen zur Anwendung von Spezialextrakten bei:
    • Demenzen (deutsche S3-Leitlinie 2016)
    • vaskulären Demenzen (deutsche S1-Leitlinie 2016)
    • leichten bis mittleren Alzheimer-Demenzen (österreichisches Konsensus-Statement 2014)
    • behavioralen und psychologischen Symptomen der Demenz (BPSD) (Schweiz 2014)
    Laut einer 2014 publizierten französischen Studie scheinen auch Patienten, welche an der Alzheimer-Krankheit leiden, von der parallelen Einnahme von Ginkgo-Arzneimitteln neben den klassischen Cholinesterase-Hemmern zu profitieren. Insgesamt gilt die medikamentöse Therapie von Demenz-Kranken heute noch als sehr bescheiden.

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