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Statine, "alternativlose Therapie" gegen LDL ?

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    Fluvastatin ( Locol, Fluvastaine Holsten, ) ist ein Medikament aus der Gruppe der Statine, der zur Senkung erhöhter Gesamt-Cholesterin- und LDL-Cholesterin-Spiegel eingesetzt wird.

    Fluvastatin wird zur Senkung erhöhter Gesamt- und LDL-Cholesterinspiegel verwendet werden. Fluvastatin wird auch zur Vorbeugung kardialer Ereignisse nach einer Herzkatheter-Therapie verwendet.

    Fluvastatin darf nicht bei aktiven Lebererkrankungen oder bei ungeklärter Erhöhung der Transaminasen im Blutserum sowie bei Cholestase angewendet werden. Ebenso darf Fluvastatin nicht bei Patienten mit einer Myopathie oder einer bekannten Überempfindlichkeit gegen diesen Wirkstoff angewendet werden.

    Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören wie bei anderen Statinen Oberbauchbeschwerden, Transaminasenanstieg und Myopathien.


    Simvastatin ist ein HMG-CoA-Reduktasehemmer. Die HMG-CoA-Reduktase wirkt als Katalysator bei der Reduktion des 3-Hydroxy-3-methylglutaryl-Coenzym A zu Mevalonat, welche einen begrenzenden Schritt in der hepatischen Cholesterinsynthese darstellt. Durch die Absenkung der Cholesterinsynthese steigern die Leberzellen die Anzahl der LDL-Rezeptoren auf der Zelloberfläche, so dass die LDL-Aufnahme in die Leberzelle erhöht und damit der LDL-Spiegel im Blut verringert wird.


    Atorvastatine
    ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Statine, der zur Therapie der Hypercholesterinämie eingesetzt wird. Er kam 1997 in den USA als Lipitor, in Deutschland als Sortis auf den Markt, das bis 2017 mit einem Gesamtumsatz von 142 Milliarden US-Dollar das umsatzstärkste Medikament weltweit war.
    Atorvastatin ist ein kompetitiver HMG-CoA-Reduktasehemmer. Die HMG-CoA-Reduktase wirkt als Katalysator bei der Reduktion des 3-Hydroxy-3-methylglutaryl-Coenzyms A (HMG-CoA) zu Mevalonat, welche einen begrenzenden Schritt in der hepatischen Cholesterinsynthese darstellt.
    Durch die Absenkung der Cholesterinsynthese steigern die Leberzellen die Anzahl der LDL-Rezeptoren auf der Zelloberfläche, sodass die LDL-Aufnahme in die Leberzelle erhöht und damit der LDL-Spiegel im Blut verringert wird.

    Atorvastatin galt bis Anfang 2009 als in den eingesetzten Dosierungen (10 bis 20, selten bis 80 mg pro Tag) als das am stärksten wirksame Statin auf dem deutschen Markt. Es ist etwa zwei- bis dreimal so stark wirksam wie Simvastatin (10 mg Atorvastatin entsprechen etwa 20–30 mg Simvastatin).Stärker als Atorvastatin ist das auf dem deutschen Markt seit Januar 2009 verfügbare Rosuvastatin.

    Atorvastatin kann u. a. Störungen des Magen-Darm-Traktes (Durchfall, Verstopfung, Blähungen), Müdigkeit, Muskelschmerzen sowie Kopf- und Gelenkschmerzen verursachen. Zu den schwerwiegenden, wenn auch seltenen, Nebenwirkungen gehören toxische Myopathien (Herzerkrankungen), die tödlich verlaufen können.

    Neuere Studien zeigen ein erhöhtes Diabetes-mellitus-Risiko durch Statine, wenn auch das Nutzen-Risiko-Verhältnis offenbar günstig ist.


    Im Rahmen der groß angelegten multizentrischen randomisierten kontrollierten Studie „Collaborative Atorvastatin Diabetes Study“ (CARDS) konnte gezeigt werden, dass die Behandlung mit Atorvastatin im Vergleich zu Placebo das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse signifikant reduzieren kann.

    Die absolute Risikoreduktion betrug 3,2 Prozentpunkte. Das bedeutet, dass in der Atorvastatin-Gruppe 3,2 % weniger Patienten kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Koronarinterventionen erlitten, als in der Placebogruppe. Persönliche Anmerkung 3,2 % - gegenüber den möglichen Nebenwirkung. Da sollte man überlegen ob es wirklich vernünftig ist das Meduikament zu verwenden

    Aber :

    Es gibt Publikationen, in denen unter Bezugnahme auf wissenschaftliche Studien
    • von einer deutlichen Verringerung der Häufigkeit des Infarkttodes um 42 %,
    • einer statistisch hochsignifikanten Verringerung der Gesamtsterblichkeit um 30 %,
    • einer hochsignifikanten Risikoreduktion für vaskuläre Ereignisse von 22 %
    Wem soll man nun glauben ?



    Welches Statin verursacht keinen Haarausfall?

    Alopezie ist in der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (SPCs) von Fluvastatin oder Rosuvastatin nicht als Nebenwirkung aufgeführt

    Häufig wird der erst 1990 eingeführte Cholesterinsynthesehemmer Simvastatin als Ursache verdächtigt. Nach einem ersten Bericht aus Schweden macht nun die australische Gesundheitsbehörde auf Alopezie bei 16 mit Simvastatin behandelten Patienten (darunter 13 Frauen) im Alter von 34 bis 77 Jahren aufmerksam. Wenige Tage bis 15 Monate nach Beginn der Einnahme wird das Kopfhaar dünner oder fällt büschelweise aus. Manche Patienten klagen über "exzessiven Haarverlust"

    Ein Haarausfall durch Atorvastatin kann gelegentlich auftreten und gehört zu den Nebenwirkungen dieses Cholesterinsenkers.




    LDL-Cholesterin wird tatsächlich vor allem nachts gebildet. Die vorzugsweise Einnahme in den Abendstunden gilt jedoch nur für Statine der ersten Generation, die eine kurze Wirkungsdauer haben, wie Simvastatin (das am häufigsten verordnete Statin), Pravastatin und Fluvastatin.

    Die neueren Statine – Atorvastatin und Rosuvastatin – haben eine deutlich längere Wirkungsdauer. Hier spielt der Einnahmezeitpunkt keine Rolle. In neueren Studien hat sich sogar gezeigt, dass der Einnahmezeitpunkt weniger bedeutsam ist, sondern es wichtiger ist, sich auf einen bestimmten Zeitpunkt festzulegen, damit die Einnahme zur Routine wird. Für die meisten Menschen ist die Tabletten-Einnahme morgens leichter und wird dann seltener vergessen.





  • #2
    Fehlinformationen zum Thema Statine

    "Es gibt heute immer mehr medizinische Fehlinformationen, die sich als 'Fakt' tarnen", sagte Doktor Francois Schiele, Chefkardiologe am Universitätskrankenhaus von Besancon, Frankreich. "Die falschen Berichte über Statine sind nicht nur irreführend, sie sind auch geradezu gefährlich."

    Statine, oft als "Goldstandard" bezeichnet für die Behandlung von hohen Werten an schädlichem Cholesterin, oder LDL (Low Density Lipoprotein), sind eines der am häufigsten verwendeten Medikamente in der Welt. Sie wurden 1987 erstmals verabreicht und werden täglich von mehr als 200 Millionen Menschen weltweit verwendet. Sie haben sich in mindestens 27 großen randomisierten klinischen Studien mit jeweils mindestens 1.000 Patienten als sicher und wirksam erwiesen. Eine veröffentlichte Meta-Analyse ergab, dass pro 40mg/dl LDL-Reduktionder Herz-Kreislauf-Tod, Herzinfarkt oder Schlaganfall jedes Jahr um 21 Prozent gesunken ist. Diese Medikamente sind so wichtig und vertrauenswürdig, dass eines der häufigsten Statine sogar auf der Liste der essentiellen Arzneimittel der 2019 Ausgabe der Weltgesundheitsorganisation steht.

    Und doch sind Statine im Zeitalter der Information dem Zeitalter der Fehlinformation zum Opfer gefallen. Publicity begierige Kontrarier machen immer absurdere Behauptungen: falsche Anschuldigungen von unbewiesenen Gefahren, sogar Todesfälle durch Statine.

    "Die eigentliche Tragödie dabei ist, dass das Leben der Menschen durch Betrüger in Gefahr gebracht wird, deren Behauptungen sich durch jahrelange umfangreiche Forschung immer wieder als falsch erwiesen haben", sagte Professor Ulrich Laufs, Vorsitzender der Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig.

    Einige der irreführenden Behauptungen und die erwiesenen Fakten:

    Behauptung: Cholesterin ist nicht schlecht für uns. Es ist ein grundlegendes Fett für die Herstellung unserer Zellen. Ohne Cholesterin können wir nicht leben.
    FAKT: Cholesterin an sich ist in der Tat lebensnotwendig. Aber LDL-Cholesterin im Blut produziert Fettablagerungen, sogenannte atherosklerotische Plaques. Diese Plaques blockieren den Blutfluss, was Organe schädigen oder zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann. Fast 3 Millionen Todesfälle weltweit sind jedes Jahr mit einem hohen LDL-Cholesterinspiegel verbunden.

    Behauptung: Lebensmittel mit hohem Cholesteringehalt, z.B. Eier oder Butter, töten uns nicht – Cholesterin ist also kein Problem, sondern ein Mythos der Pharmaindustrie, um uns Medikamente zu verkaufen.
    FAKT: Viele gesundheitsbezogene Behauptungen im Zusammenhang mit Ernährung sind falsch oder übertrieben. In der Taterhöht der Verzehr von Eiern oder Butter in angemessenen Mengen nicht den Cholesterinspiegel im Blut. Geschätzte 85 Prozent des Cholesterins, das im Körper zirkuliert, wird von der Leber produziert, unabhängig davon, was wir essen, und das ist, wo der Fokus sein sollte. Was die Behauptung betrifft, dass die Pharmaindustrie durch den Verkauf von Statinen reich wird, so ist die überwiegende Mehrheit dieser Medikamente nicht mehr durch Patente geschützt. Es handelt sich um Generika, die für Pfennige verkauft werden.

    Behauptung: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem LDL-Cholesterinspiegel einer Bevölkerung und der Häufigkeit von Herzinfarkten in diesem Land.
    FAKT: Weltweit können etwa 33% der koronaren Herzerkrankungen auf hohe Cholesterinwerte zurückgeführt werden. Mehr als die Hälfte der Europäer (54%) haben einen hohen LDL-Cholesterinspiegel. Für Erwachsene zwischen 35 und 55 Jahren, auch wenn sie sonst gesund sind, erhöht jedes Jahrzehnt, dass sie mit hohem Cholesterinspiegel leben, ihr Risiko eine Herzerkrankung zu erleiden, um 39 %. Deutschland hat einen der höchsten Cholesterinwerte der Welt. Deutschland liegt bei der Zahl der Todesfälle durch ischämische Herzerkrankungen, die zu einem Herzinfarkt führen können, an zweiter Stelle unter den Ländern mit hohem Einkommen.

    Behauptung: Hohes LDL-Cholesterin ist weniger gefährlich als viele andere Faktoren, einschließlich Inaktivität, Rauchen und Fettleibigkeit. Diese Dinge sollten wir in unserem Leben zuerst ändern.
    FAKT: "Alle diese Faktoren tragen zum Risiko von Herzerkrankungen bei. Es ist in der Tat wichtig, mit dem Rauchen aufzuhören, körperlich aktiv zu sein und auf die Ernährung zu achten", sagte Prof. Ulf Landmesser vom Institut für Gesundheitsforschung in Berlin. "Diese Veränderungen des Lebensstils können den Cholesterinspiegel um 5 bis 10 Prozent senken. Aber für Menschen mit einem hohen LDL-Cholesterinwertwerden diese Lebensstiländerungen allein keine dramatischen Auswirkungen haben. Es ist mehr erforderlich", sagte er. "Die Kombination von Bewegung und Statintherapie reduziert das Sterblichkeitsrisiko erheblich und ist potenziell die ideale Kombination."

    Behauptung: Die Nebenwirkungen von Statinen sind das Risiko nicht wert.
    FAKT: Die häufigste Nebenwirkung, die von Statin-Nutzern berichtet wird, sind Muskelschmerzen (Myalgie), die bei weniger als 1 Prozent der Patienten auftreten und häufig durch den Wechsel zu einer anderen Statinmarke gelindert werden. Behauptungen über schwerere Nebenwirkungen, einschließlich Typ-2-Diabetes, Alzheimer und Krebs wurden gelegentlich berichtet, aber die Beweise sind schwach oder falsch interpretiert.
    Statine können den Blutzuckerspiegel in der Tat leicht erhöhen. Aber man müsste erhebliche Prädiabetes haben, um Typ-2-Diabetes wegen eines Statins zu entwickeln. Dies tritt nur bei etwa 1 Prozent der Patienten mit Prädiabetes, die dieses Medikament einnehmen, auf. Zur Alzheimer-Krankheit fand eine kürzlich im Journal of the American College of Cardiology veröffentlichte Studie keinen Zusammenhang zwischen Statinkonsum und einem Rückgang der Gedächtnis- oder Denkfähigkeit. Und jene Patienten, die Statine für Herzerkrankungen einnehmen und auch eine genetische Veranlagung für die Alzheimer-Krankheit haben, schnitten bei einigen Gedächtnistests sogar besser ab. Die Hauptautorin der Studie, Dr. Katherine Samaras, Professorin für Medizin an der University of New South Wales, Australien, sagte: "Wenn Sie Gedächtnisprobleme während der Einnahme von Statinen haben, hören Sie nicht auf. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Möglicherweise haben Sie andere Faktoren für diesen Gedächtnisverlust."

    Behauptung: Wer Statine nimmt, sollte einfach aufhören, sie einzunehmen.
    FAKT: Veröffentlichte Studien haben gezeigt, dass Patienten, die Statine einnehmen und ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, dieses Risiko erhöhen, wenn sie die Einnahme des Arzneimittels abbrechen. Eine alarmierende Studie mit 28.000 Patienten ergab, dass 3 von 10 die Einnahme ihrer Statine aufhörten, weil sie vermuteten, dass die Schmerzen, die sie erlitten, auf das Medikament zurückzuführen waren. Das Ergebnis: 8,5% erlitten innerhalb von nur vier Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, verglichen mit 7,6%, die das Medikament weiter nahmen. Und es gibt gute Beweise dafür, dass die Vorteile der Statineinnahme bis weit ins hohe Alter anhalten.

    "Es steht außer Frage, dass die Vorteile von Statinen jedes Risiko bei weitem überwiegen", sagt jetzt Herzinfarkt-Patient Raymond Savoy. "Sie sind es sich selbst zu verdanken, sich selbst ein Umdenken zu machen – die vielen veröffentlichten, von Experten begutachteten Studien von seriösen Institutionen zu überprüfen. Es steht zu viel auf dem Spiel, um etwas anderes zu tun."

    Von Lee Kamlet, Journalist



    Kommentar


    • #3
      Irrtümer im Zusammenahng mit Statinen ( Prof. Dr. med. Thomas Meinertz )


      Irrtum 1: Die weltweit verbreitete Annahme, dass hohe Cholesterinwerte direkt dem Herzen schaden, ist ein großer Bluff, der nichts anderes bewirkt, als der Pharmaindustrie enorme Gewinne durch den Verkauf von Statinen zu verschaffen.

      Es ist eindeutig bewiesen, dass erhöhtes LDL-Cholesterin die Entwicklung der Arteriosklerose (Arterienverkalkung) und damit Herzinfarkt und Schlaganfall verursachen. Ohne Cholesterin kann keine Arteriosklerose entstehen. Statine senken das LDL-Cholesterin im Blut und hemmen dadurch das Entstehen und Fortschreiten einer Arteriosklerose. So schützen sie vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Diesen Effekt hat bereits 1994 die „Scandinavian Simvastatin Survival Study“ mit 4444 Patienten nachgewiesen. Und seither wurde das in einer großen Zahl wissenschaftlicher Studien mit verschiedenen Statinen bestätigt. Statine gehören heute zu den preiswertesten Medikamenten (Generika), da ihr Patentschutz abgelaufen ist.

      Irrtum 2: Dass Statine lebensverlängernd wirken, ist bis heute unbewiesen

      Eine Behandlung mit Statinen, die das LDL-Cholesterin um 1 mmol/l (etwa 40 mg/dl) senkt, verringert das Risiko für Herzinfarkt, Tod durch Herzinfarkt, Schlaganfall und für die Notwendigkeit einer Stentbehandlung oder einer Bypassoperation um etwa 20-25 Prozent pro Jahr. Das haben zum Beispiel die „Cholesterol Treatment Trialists' (CTT) Collaborators“ (2012) errechnet, in dem sie die Ergebnisse von 27 wissenschaftlichen Studien zusammengefasst haben, an denen mehr als 170.000 Patienten fünf Jahre lang teilnahmen. Der absolute Nutzen einer Statintherapie hängt vom individuellen kardiovaskulären Risiko, von der absoluten LDL-C-Senkung und der Therapiedauer ab. Je höher das individuelle Risiko und je höher das Cholesterin sind, desto größer ist der Vorteil durch Statine.

      Irrtum 3: Manche Menschen mit hohem Cholesterin werden sehr alt, ohne je ein Statin eingenommen zu haben. Das zeigt, dass man auf Statine verzichten kann.

      Es gibt tatsächlich Menschen, die trotz hoher Cholesterinwerte sehr alt werden. Doch sie sind die Ausnahme. Und damit ist nicht bewiesen, dass Statine verzichtbar sind. Das verdeutlicht ein anderer berühmter Ausnahmefall: Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde trotz Kettenrauchens 96 Jahre alt. Doch niemand käme auf die Idee zu behaupten, dass deshalb Rauchen ungefährlich ist. In Deutschland sterben jedes Jahr über 120.000 Menschen am Rauchen.

      Irrtum 4: Ein erhöhter LDL-Cholesterin-Wert lässt sich ebenso gut durch eine gesunde Ernährung senken wie durch Medikamente.

      Gesunde Ernährung gehört ebenso wie tägliche Bewegung, ausreichend Entspannung, Verzicht aufs Rauchen zu einem gesunden Lebensstil, der bei allen Herzkrankheiten und auch zu ihrer Vorbeugung unverzichtbar ist. Der LDL-Cholesterinwert lässt sich damit jedoch – je nach Ausgangszustand – nur um etwa fünf bis zehn Prozent senken. Die Aufnahme von LDL-Cholesterin wird zudem im Wesentlichen durch die Leber (nicht den Magen oder den Darm) reguliert. Bei Personen mit hohen LDL-Werten liegen genetische Veränderungen zugrunde, d.h. die Betroffenen sind nicht „Schuld“ an ihren hohen Werten durch ungesunde Ernährung. LDL-Cholesterin ist generell kein geeigneter Parameter, um die positiven Effekte von Gewichtsreduktion und körperlicher Aktivität zu messen.

      Irrtum 5: Roter Reis wirkt genauso effektiv wie Statine auf die LDL-Werte im Blut.

      Roter Schimmelreis ist eine Fermentation aus Schimmelpilzen und normalem Reis, welcher dann als roter Reis erscheint. Darin enthalten ist die Substanz Monacolin-K, die chemisch mit dem Statin Lovastatin identisch ist. Doch anders als das Medikament, das eine geprüfte und gut kalkulierbare Dosis-Wirkungs-Beziehung hat, kann bei Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) mit Monacolin/rotem Reis der Effekt schwer abgeschätzt werden. Das gilt im Übrigen auch für die Nebenwirkungen, die nicht anders als bei den Statinen an der Muskulatur auftreten können. Seit 2022 dürfen daher NEM nur noch weniger als 3 mg Monacoline pro Tagesdosis und die Produkte müssen mehrere Verwendungs- und Warnhinweise tragen. Die Wirkung reicht nicht aus, um eine medizinisch sinnvolle LDL-Cholesterinsenkung zu erreichen.

      Irrtum 6: Der einzige Effekt von Statinen ist, dass sie die Menge an LDL-Cholesterin im Blut verringern.

      Über die Senkung des LDL-Cholesterinwerts hinaus spricht vieles dafür, dass Statine zusätzlich Plaques – die cholesterinhaltigen Auflagerungen in den Gefäßen – stabilisieren und Entzündungen reduzieren. Darüber schützen sie zusätzlich vor Herzinfarkt und Schlaganfall.

      Irrtum 7: Statine verursachen häufig und erhebliche Nebenwirkungen.

      Diese Aussage trifft nicht zu. Selbst bei Jahrzehnte-langer Einnahme werden Statine im Allgemeinen sehr gut vertragen. In Beobachtungsstudien, die auf Berichten von Patienten beruhen, traten Muskelbeschwerden (die häufigste Nebenwirkung, vor allem bei Therapiebeginn und bei hoher Dosierung) bei fünf bis zehn Prozent auf. Allerdings werden (altersbedingte) Bewegungsschmerzen oft fälschlicherweise auf eine Statineinnahme zurückgeführt. Das konnte in wissenschaftlichen Studien bestätigt werden, in denen Statine mit einem Scheinmedikament (Placebo) verglichen wurden. Hier wurden in beiden Gruppen ähnlich häufig über Muskelbeschwerden geklagt. In 9 von 10 Fällen sind die den Statinen zugeschriebenen Beschwerden nicht durch diese verursacht.

      Bei anhaltenden Muskelbeschwerden muss jedoch das Enzym Creatinkinase (CK) kontrolliert werden. Ist der CK-Wert über das Vierfache der oberen Grenze des Normwerts des Labors erhöht, sollte das Statin abgesetzt und eine Behandlungspause eingelegt werden.

      Die schwerste Nebenwirkung der Statine ist die Rhabdomyolyse, ein Muskelverfall. Das kommt nur sehr selten vor: schätzungsweise gibt es ein bis drei Fälle, wenn 100.000 Patienten ein Statin ein Jahr lang einnehmen. Die Rhabdomyolyse lässt sich wegen sehr starker Muskelschmerzen, ausgeprägter Muskelschwäche, wegen des bräunlich gefärbten Urins, auch durch Fieber, Unwohlsein und Erbrechen frühzeitig erkennen. Der Laborwert für die Creatinkinase ist dann um mehr als das Zehn- bis Vierzigfache erhöht.

      Irrtum 8: Wenn ein Statin wegen Muskelschmerzen abgesetzt werden muss, ist die Statintherapie zu Ende.

      Patienten reagieren auf die verschiedenen Statine unterschiedlich. Sollten unter der Therapie mit dem einen Statin Muskelschmerzen auftreten, ist zunächst eine Therapiepause von drei bis vier Wochen ratsam. Haben sich die Beschwerden gebessert, kann anschließen auf ein anderes Statin ausgewichen werden, das zunächst in einer niedrigen Dosis gegeben wird. Als Kombinationspartner für Statine oder in Einzelfällen als Alternative stehen Ezetimib und Bempedoinsäure (als Tablette) oder PSCK9-Hemmer (als Spritze) zur Verfügung.

      Irrtum 9: Bei der Behandlung mit Statinen gibt es eine kritische Untergrenze des LDL-Wertes.

      Im Unterschied zu anderen Risikofaktoren wie z.B. Bluthochdruck existiert kein unterer Schwellenwert für die Beziehung zwischen LDL-Cholesterin und kardiovaskulärem Risiko. Man könnte sogar sagen: Je niedriger das LDL, desto besser. Für Patienten mit koronarer Herzkrankheit, mit anderen arteriosklerotischen Erkrankungen, nach Stentbehandlung, Herzinfarkt, Bypass, nach TIA (transitorische ischämische Attacke = vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn) und Schlaganfall liegt der empfohlene Zielwert unter 55 mg/dl (unter 1,4 mmol/l).

      Irrtum 10: Statine verursachen Diabetes.


      Statine können tatsächlich zu einer geringfügigen Verschlechterung der Glukosetoleranz führen – vor allem bei Patienten mit einer Diabetesvorstufe. Da allerdings Patienten mit Prädiabetes und/oder Übergewicht gleichzeitig ein deutlich erhöhtes Herzrisiko haben, profitieren gerade diese Personen besonders von den Statinen. Sie profitieren auch besonders von körperlicher Aktivität und Gewichtsnormalisierung.

      Irrtum 11: Statine können zu geistiger Verwirrung und Demenz führen.
      Richtig:

      Für diese Annahme gibt es keine wissenschaftliche Grundlage. Im Gegenteil, die Verbesserung der Gesundheit der Gefäße im Gehirn durch Statine trägt nach aktuellem Kenntnisstand eher zu einem besseren Verlauf von demenziellen Erkrankungen bei.

      Irrtum 12: Alle Statine wirken gleich stark.

      Der Wirkungsmechanismus aller Statine ist gleich: Sie hemmen ein spezifisches Enzym in der Leber – die HMG-CoA-Reduktase. Dadurch gibt es weniger Cholesterin in den Zellen. Dieser “Mangel“ bewirkt letztlich, dass die Zellen mehr LDL-Cholesterin zum Ausgleich aus dem Blut aufnehmen können. Der LDL-Cholesterin-Wert sinkt. Die einzelnen Substanzen werden allerdings unterschiedlich verstoffwechselt und sie haben eine unterschiedliche Wirkstärke. Dadurch unterscheiden sie sich bei den empfohlenen Dosismengen und der Tageshöchsdosis. Die stärkste Senkung des LDL-Cholesterins lässt sich durch Atorvastatin und Rosuvastatin erzielen. Zum Vergleich: Für eine prozentual gleichstarke LDL-Cholesterinsenkung braucht man ungefähr die doppelte Menge Simvastatin im Vergleich zu Atorvastatin.

      Irrtum 13: Um die gewünschte LDL-Cholesterinsenkung zu erreichen, sollte jedes Statin als Monotherapie schrittweise bis zur höchsten zugelassenen Dosis gesteigert werden.

      Pro Verdoppelung der Statindosis ist im Vergleich zur Startdosis keine verdoppelte Senkung des LDL-Cholesterins zu erwarten, sondern eine zusätzliche Senkung um sechs bis acht Prozent. Dies ist im Wirkmechanismus der Statine begründet (ein sogenannter kompetitiver Antagonismus). Da sehr hohe Dosierungen vereinzelt nicht gut vertragen werden – dies gilt insbesondere für Simvastatin 80 mg – wird empfohlen, mittlere Statinmengen mit dem Cholesterin-Aufnahmehemmer Ezetimib zu kombinieren. So kann im Vergleich zu einer Dosissteigerung das LDL Cholesterin deutlich besser gesenkt werden. Um die Zahl der Tabletten so niedrig wie möglich zu halten – und damit die Therapietreue durch regelmäßige Medikamente zu unterstützen –, sind Kombinationspräparate hilfreich.

      Irrtum 14: Statine sollten stets abends eingenommen werden, da LDL-Cholesterin vor allem nachts gebildet wird.

      LDL-Cholesterin wird tatsächlich vor allem nachts gebildet. Die vorzugsweise Einnahme in den Abendstunden gilt jedoch nur für Statine der ersten Generation, die eine kurze Wirkungsdauer haben, wie Simvastatin (das am häufigsten verordnete Statin), Pravastatin und Fluvastatin. Die neueren Statine – Atorvastatin und Rosuvastatin – haben eine deutlich längere Wirkungsdauer. Hier spielt der Einnahmezeitpunkt keine Rolle. In neueren Studien hat sich sogar gezeigt, dass der Einnahmezeitpunkt weniger bedeutsam ist, sondern es wichtiger ist, sich auf einen bestimmten Zeitpunkt festzulegen, damit die Einnahme zur Routine wird. Für die meisten Menschen ist die Tabletten-Einnahme morgens leichter und wird dann seltener vergessen.

      Irrtum 15: Bei Statinen müssen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und der Nahrung nicht berücksichtigt werden.

      Bei der Einnahme von Statinen und bestimmten Medikamenten müssen Wechselwirkungen beachtet werden. So blockieren einige Arzneien den Abbau von Statinen. Der so erhöhte Statinwirkstoffspiegel erhöht das Risiko von Muskelbeschwerden. Zu ihnen gehören etwa: die Calciumantagonisten Verapamil, Diltiazem, Amlodipin, das Rhythmusmedikament Amiodaron sowie die Antibiotika Erythromycin und Clarithromycin. Umgekehrt können Statine die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Daher muss der Arzt individuell entscheiden, ob die Kombination zwingend notwendig ist.

      Bekannt ist auch die Wechselwirkung mit Grapefruit und Grapefruitsaft, die allerdings nur bei Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin zu einer Wirkungsversstärkung führen kann. Bei der Einnahme dieser Statine sollte wegen des damit verbundenen erhöhten Risikos für Muskelbeschwerden auf Grapefruit und Grapefruitprodukte verzichtet werden. Für Rosuvastatin, Pravastatin und Fluvastatin gilt dies nicht. Insgesamt haben Rosuvastatin und Atorvastatin deutlich weniger Arzneimittel-Interaktionen als Simvastatin.

      Irrtum 16: Statine können nicht mit anderen lipidsenkenden Arzneimitteln kombiniert werden.

      Wenn mit Statinen allein keine ausreichende Cholesterinsenkung erreicht wird, können diese gut mit dem Cholesterin-Aufnahmehemmer Ezetimib, der die Cholesterinsynthese hemmenden Bempedoinsäure oder einem PCSK9-Hemmer kombiniert werden. Durch Kombination mit Ezetimib reicht unter Umständen auch eine niedrigere Statindosis. Das verringert das Nebenwirkungsrisiko.

      Die Kombination mit bestimmten Fibraten (Bezafibrat, Fenofibrat) ist möglich Allerdings zeigen mehrere große aktuelle Studien, dass Fibrate nicht zu einer Verminderung von Herzinfarkten führen, daher ist ihre Einnahme in aller Regel nicht erforderlich.

      Irrtum 17: Statine senken auch den Calciumgehalt in den Herzkranzgefäßen und damit den sogenannten Calcium-Score.

      Der Calcium-Score als indirekter Hinweis auf das kardiovaskuläre Risiko verbessert sich nicht unter einer Statintherapie. Das Senken des LDL-Werts reduziert auch den Cholesteringehalt der Gefäßablagerungen (Plaques). Dadurch werden diese stabiler und reißen nicht so schnell auf. Instabile Plaques sind ein Risiko für akute Gefäßverschlüsse. Diese Stabilisierung erhöht das Signal der Plaques in der CT-Untersuchung („Calcium-Score“). Körperliche Aktivität hat ähnliche Effekte. Genauere Methoden (z.B. intrakoronarer Ultraschall, CT-Angiographie oder optische Kohärenztomographie/OCT) können die Größe der Plaques ausmessen. Bei starker LDL-Cholesterin-Senkung zeigt sich hierbei eine Reduktion der Atherosklerose.

      Irrtum 18: Jeder Mensch mit erhöhtem LDL-Cholesterin (ab 116 mg/dl) sollte mit einem Statin behandelt werden.

      Es geht bei der Lipidtherapie um eine Risikoreduzierung und weniger darum, nur einen Wert zu korrigieren. Daher sollte immer dann behandelt werden, wenn durch Gefäßablagerungen (Arteriosklerose) bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestehen oder wenn Gesunde erhebliche Risikofaktoren dafür aufweisen. So gibt es Menschen, die trotz eines LDL-Cholesterin-Werts von über 116 mg/dl (bis 190 mg/dl) nicht zwangsläufig mit einem Statin behandelt werden, weil andere Risikofaktoren – etwa Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht – fehlen und sie deshalb ein sehr niedriges Herz-Kreislauf- Risiko haben. Allerdings muss regelmäßig ärztlich kontrolliert werden, ob über die Jahre diese Risikofaktoren weiter fehlen. Häufig entstehen diese nämlich erst im Lauf des Lebens. Aus einem normalen, sogar niedrigen Blutdruck kann sich dennoch später Bluthochdruck entwickeln.

      Fazit: Bei der Behandlung mit Statinen hängt die Entscheidung, ob und wie intensiv behandelt wird, somit von der jeweiligen Risikokonstellation des einzelnen Patienten ab. Dabei müssen die anderen Risikofaktoren, etwa Bluthochdruck, genauso konsequent behandelt werden wie hohes Cholesterin, um das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko zu senken.

      Irrtum 19: Statine sollten nur bis zum 75. Lebensjahr eingenommen werden. Ab diesem Alter ist nicht mehr mit einem wesentlichen Nutzen der Statine zu rechnen.

      Statine schützen Patienten mit koronarer Herzkrankheit und anderen arteriosklerotischen Erkrankungen auch im Alter über 75 Jahren vor Herzinfarkt und Schlaganfall. In Studien konnte sogar nachgewiesen werden, dass das Absetzen von Statinen im Alter besonders gefährlich ist. Die Risiko-Reduktion für Herzinfarkt durch Statine im Alter ist relevant, da das Risiko von älteren Menschen besonders hoch ist. Inwiefern die erstmalige Verordnung und Einnahme von Statinen für Patienten mit einem Alter von über 75 Jahren zur Vorbeugung dieser Erkrankungen sinnvoll ist, sollte individuell besprochen werden.

      Irrtum 20: Zu niedrige LDL-Werte sind gefährlich, weil Cholesterin im Körper für die Produktion von Hormonen und anderen wichtigen Zellbestandteilen fehlt.

      Unser Körper braucht den Naturstoff Cholesterin für eine Vielzahl von Stoffwechselprozessen. Doch das dazu benötigte Cholesterin wird in jeder Körperzelle selbst gebildet. Insbesondere das Gehirn hat einen komplett eigenständigen Cholesterinstoffwechsel. Statine senken die Menge an LDL-Cholesterin im Blut, dort wo Atherosklerose verursacht wird. Sehr niedrige Cholesterin-Konzentrationen im Blut beeinträchtigen jedoch nicht die Cholesterin-Konzentration an anderer Stelle. Selbst LDL-Cholesterin-Blutwerte von nur um 25 mg/dl – z.B. bei Neugeborenen – sind sicher.


      Prof. Dr. med. Thomas Meinertz

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      Vita
      Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.

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